Gas-Infrastruktur ist zentrales Element einer kostengünstigen Dekarbonisierung von Strom und Wärme
In einer Studie hat die Unternehmensberatung enervis verschiedene Pfade zur Sektorenkopplung, also der Vernetzung von Strom und Wärme bis 2050, analysiert. Im Fokus stehen die Themen Kosten und Versorgungssicherheit. Thüga hatte die Studie zusammen mit mehreren Unternehmen in Auftrag gegeben.
Aus Sicht der Thüga sind folgende Ergebnisse besonders wichtig: Erdgas bleibt bis mindestens 2040 die kosteneffizienteste CO2-Vermeidungsoption für Wärme und bis 2050 und darüber hinaus ein kosteneffizienter CO2-armer Energieträger für Backup-Kraftwerke.
Um die Klimaschutzziele kosteneffizient zu erreichen, gilt es, Vorfestlegungen zu vermeiden und Technologieoffenheit sicherzustellen: So stellt die Gasinfrastruktur eine wichtige Flexibilitätsoption für die Flankierung der erneuerbaren Energien dar. Eine dekarbonisierte Welt mit Power to Gas (Umwandlung von Strom zu Gas) kann volkswirtschaftlich günstiger sein als eine Welt ohne Gas.
Die Studie zeigt unterschiedliche Pfade in eine CO2-arme Zukunft auf. Im Mittelpunkt stehen dabei die Effekte von Kohleausstieg, Vollelektrifizierung und Einsatz von Strom zu Gas bis 2030 und 2050.
Michael Riechel: „Strom zu Gas ist flexible Zukunftstechnologie“
Der Vorsitzende des Vorstands der Thüga Aktiengesellschaft, Michael Riechel, kommentiert das Ergebnis: „Die Studie zeigt, dass Strom zu Gas eine flexible Zukunftstechnologie ist. Für die Dekarbonisierung des Strom- und Wärmemarkts ist sie notwendig. Gemeinsam mit Partnerunternehmen aus der Gruppe haben wir daher schon seit 2012 in die Praxiserprobung dieser Technologie investiert und bewiesen, dass sie in der Lage ist, Primärregelleistung zur Verfügung zu stellen. Zudem erreicht sie einen Wirkungsgrad von über 70 Prozent und ist smart grid-tauglich. Von der Bundesregierung erwarten wir jetzt, dass sie Rahmenbedingungen für einen stabilen Ausbau dieser Technologie schafft. Das Ziel muss sein, die Kosten weiter zu senken und die Entwicklung wirtschaftlich auskömmlicher Geschäftsmodelle zu ermöglichen.“
Technologieoffenheit sorgt für Kosteneffizienz
Ausgewertet wurden sechs Szenarien zur Dekarbonisierung des Wärmemarktes durch Voll- bzw. Teilelektrifizierung – mit und ohne Strom zu Gas. Die Ergebnisse zeigen klar: Eine weitreichende Sektorenkopplung ist teuer. Dabei liegen die Sektorenkopplungen per reiner „Vollelektrifizierung“ und „Elektrifizierung mit Strom zu Gas“ auf einem ähnlichen Kostenniveau, mit leichten Vorteilen für die Sektorenkopplung mit Strom zu Gas. Julius Ecke von der Unternehmensberatung enervis erklärt dazu: „Unsere Modellierungen zeigen die enormen Kosten einer Vollelektrifzierung des Wärmemarktes. Diese Kosten dürfen nicht weiter aus der aktuellen Energiewende-Diskussion ausgeblendet werden. Das gilt insbesondere, wenn über die „Grüne Vollelektrifizierung“ gesprochen wird, die mittlere Mehrkosten von rd. 30 Mrd. Euro pro Jahr verursachen würde. Um diese volkswirtschaftlichen Kosten zu senken, brauchen wir einen Wettbewerb der Technologien und keine Vorfestlegung auf einzelne Technologien und Infrastrukturen.“ Michael Riechel unterstreicht: „Wer auf dem Weg in die dekarbonisierte Welt vorhandene Infrastrukturen nicht bestmöglich nutzt, vernichtet unternehmerische Werte, schwächt die Versorgungssicherheit in Deutschland und treibt die Kosten für die Endkunden.“ Die Studie „Klimaschutz durch Sektorenkopplung: Optionen, Szenarien, Kosten“ ist unter folgendem Link abrufbar: http://www.enervis.de/images/stories/enervis/pdf/publikationen/gutachten/170321_enervis_Studie_Klimaschutz_durch_Sektorenkopplung.pdf